NACHTSCHICHT IN DER KLINIK
Aus dem 10. Kapitel meines neuen Textes "Die Visite":
Iris Vogel war eine Sehenswürdigkeit. Die besonders wegen ihrer guten Umgangsformen beliebte Krankenschwester, eine knapp 35jährige, ziemlich schlanke, rothaarige, keineswegs blasse, aber auch nicht übermäßig solargebräunte oder gar geschminkte, allenfalls etwas zu stark parfümierte, insgesamt aber durchaus natürliche Erscheinung, a real bird of paradise, war fast immer ansteckend gut gelaunt, freundlich, zuvorkommend und derart sexy, dass alle Männer, jedenfalls die meisten Patienten und Pfleger, auch einige Stationsärzte der Inneren Abteilung, regelmäßig den Atem anhielten, bis Luftnot auftrat, sobald Schwester Iris aus dem Untergeschoss auftauchte. In einer Kabine gleich neben der physikalischen Abteilung pflegte sie sich für die Abendvisite und Nachtwache umzukleiden. All ihren Schmuck, auch den silbernen Skarabäus hatte sie abgelegt. Sie ging langsam über die Treppe nach oben und grüßte die Kolleginnen und Kollegen, den Bademeister oder die Krankengymnastinnen, die sich vom Tagdienst verabschiedeten.

Die Rosen, Tulpen und Nelken in den bunten Vasen auf den Nachttischen, all diese frischen, während der Besuchszeit von den Angehörigen mitgebrachten und von einer Stationshilfe in farbige Porzellan- oder Plastikbehälter gesteckten, mit lauwarmem Wasser versorgten und schließlich halb verdursteten Schnittblumen, die schon am späten Nachmittag ihre Köpfe hängen gelassen hatten, erholten sich wieder zusehends, als Schwester Iris im frischen Kittel zur Nachtschicht erschien und den Patienten mit gelartig fließender Stimmmelodie einen „schö`n“ guten Abend“ wünschte.
Herr Zerber, der Nachtpförtner telefonierte gerade mit dem Dienst habenden Arzt der Inneren Abteilung. Ob der Herr Doktor Weber nicht mal in die Chirurgische Ambulanz kommen könne, da warte schon länger ein Notfall, akutes Abdomen, junger Dachdecker, Schwindel, Bauchschmerzen und Erbrechen. Könne er, sagt Dr. Weber, aber er sei doch der internistische Arzt vom Dienst (AD) und wo denn eigentlich der Kollege der Chirurgie stecke und wo die Oberärztin der Chirurgie? Nicht zu finden? Gut, dann springe er ein, ausnahmsweise mal, aber wenn der Mann operiert werden müsse, solle er doch bitte den AD und die Oberärztin wecken. Herr Zerber sagt:
„ Ich müsste drei Köpfe haben, einen für die Notfälle, den zweiten für die Angehörigen und den dritten für die Mitarbeiter, damit ich nachts beide Augen zudrücken kann!
Quelle (Bild): “www.arties.de/.../Krankenschwester-big.jpg
Iris Vogel war eine Sehenswürdigkeit. Die besonders wegen ihrer guten Umgangsformen beliebte Krankenschwester, eine knapp 35jährige, ziemlich schlanke, rothaarige, keineswegs blasse, aber auch nicht übermäßig solargebräunte oder gar geschminkte, allenfalls etwas zu stark parfümierte, insgesamt aber durchaus natürliche Erscheinung, a real bird of paradise, war fast immer ansteckend gut gelaunt, freundlich, zuvorkommend und derart sexy, dass alle Männer, jedenfalls die meisten Patienten und Pfleger, auch einige Stationsärzte der Inneren Abteilung, regelmäßig den Atem anhielten, bis Luftnot auftrat, sobald Schwester Iris aus dem Untergeschoss auftauchte. In einer Kabine gleich neben der physikalischen Abteilung pflegte sie sich für die Abendvisite und Nachtwache umzukleiden. All ihren Schmuck, auch den silbernen Skarabäus hatte sie abgelegt. Sie ging langsam über die Treppe nach oben und grüßte die Kolleginnen und Kollegen, den Bademeister oder die Krankengymnastinnen, die sich vom Tagdienst verabschiedeten.

Die Rosen, Tulpen und Nelken in den bunten Vasen auf den Nachttischen, all diese frischen, während der Besuchszeit von den Angehörigen mitgebrachten und von einer Stationshilfe in farbige Porzellan- oder Plastikbehälter gesteckten, mit lauwarmem Wasser versorgten und schließlich halb verdursteten Schnittblumen, die schon am späten Nachmittag ihre Köpfe hängen gelassen hatten, erholten sich wieder zusehends, als Schwester Iris im frischen Kittel zur Nachtschicht erschien und den Patienten mit gelartig fließender Stimmmelodie einen „schö`n“ guten Abend“ wünschte.
Herr Zerber, der Nachtpförtner telefonierte gerade mit dem Dienst habenden Arzt der Inneren Abteilung. Ob der Herr Doktor Weber nicht mal in die Chirurgische Ambulanz kommen könne, da warte schon länger ein Notfall, akutes Abdomen, junger Dachdecker, Schwindel, Bauchschmerzen und Erbrechen. Könne er, sagt Dr. Weber, aber er sei doch der internistische Arzt vom Dienst (AD) und wo denn eigentlich der Kollege der Chirurgie stecke und wo die Oberärztin der Chirurgie? Nicht zu finden? Gut, dann springe er ein, ausnahmsweise mal, aber wenn der Mann operiert werden müsse, solle er doch bitte den AD und die Oberärztin wecken. Herr Zerber sagt:
„ Ich müsste drei Köpfe haben, einen für die Notfälle, den zweiten für die Angehörigen und den dritten für die Mitarbeiter, damit ich nachts beide Augen zudrücken kann!
Quelle (Bild): “www.arties.de/.../Krankenschwester-big.jpg
postmasuhr.de - 7. Sep, 01:30
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://medart.twoday.net/stories/4237550/modTrackback