Mittwoch, 12. September 2007

REDE EINES CHEFARZTES II

„Fraglich, ob die heile Welt wohl noch eine Weile hält,"
sagte er und fuhr fort:
"Nur jeder dritte Deutsche ist mit Gesundheitswesen zufrieden, auch wenn wir Ärzte ein noch so hohes Ansehen genießen. Und was halten wir von unseren Patienten? Ich respektiere alle Menschen, die bei uns Hilfe und Trost suchen. Aber viele Patienten wollen Schmerzmedikamente und Schlafmittel, Herzchirurgie und Schönheitsoperationen, Fitness und Wellness. Eine Monotherapie ist ihnen nicht mehr gut genug. O tempora o mores! In unserer Gesellschaft grassiert das Gesundheitssterben, ää, Gesundheitsstreben wie eine Rauschdroge. Millionen Bürger machen sich stark mit Hormonen, mit anabolen Stereoiden und EPO aus der APOTHEKE . Das ist nicht nur Doping, sondern auch Doppelung des Verhaltens und doppelte Moral! Meine Damen und Herren! Man strebt nach Macht und Geld, warum? Um der Macht und des Geldes willen, man jagt den Frauen nach, warum? Um der Jagd willen. Wie sagt Abraham a Santa Clara?
Amantes, amentes,
wer liebt, ist ohne Verstand!

Oft ist es freilich vernünftiger, nach dem Gefühl und nicht nur nach dem gesunden Menschenverstand zu handeln. Wäre es nicht sinnvoll, seine Ansprache zu kürzen…ää…“
Beifall.
„… ää, seine Ansprüche zu reduzieren, am besten zu halbieren und den Mantel der Nächstenliebe mit den wirklich Bedürftigen zu teilen? Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteiltes Glück doppeltes Glück, geteilte Freuden sind doppelte Freuden! Ich frage Sie aber, wem dienen die Doppeluntersuchungenin den Labors, wem die Doppelverordnungen gleicher Wirkstoffe bei ein und demselben Leiden?
Wir verschreiben auch so gern ein Natur- und Kurelement, den Schlamm: Sedierende Moorbäder gegen das Burn-out-Syndrom, ebenso wirksam bei Liebeskummer. Die Patienten werden immer passiver. Gegen das Nichtstun im Hospital hilft ein Selbsthilfetraining, bei dem allerdings die Beschäftigungstherapeutinnen am meisten ins Schwätzen, ää, Schwitzen geraten, während die aktiveren unter den Genesenden auf Fahrradsätteln gegen die Zeit kämpfen. Zur Therapie zählen Heilgymnastik im Freien, autogenes Training im Saale, Hautpflege im Solarium, Unterwassermassagen und Gruppendynamik in der Überdruckkammer, Saunadampf- und Wechselbäder. Doch was ist die Kehrseite der Kur? Wir, die Ärzte, sind mit Verwaltungstätigkeiten ausgelastet. Wie und wann sollen wir noch mit den Kranken sprechen? Wir kommen uns vor, als erstickten wir unter den Akten! Die Gesundheitsbürokratie ist für uns alle zu einer riesigen Recycling-Maschine geworden: Man muss höllisch aufpassen, dass man obenauf bleibt oder rechtzeitig abspringt.“

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